Nicht alles um uns herum besteht aus menschlicher Vernunft. Ich höre am liebsten dem
zu was die Leute gar nicht sagen. Ich beobachte ihre Körper, die eine ganze andere
Sprache sprechen als ihre Stimmen. Ich nehme eine bestimmte Geste wahr, ein Blick,
oder ich beobachte die Füsse, die wenn man sich auf sie konzentriert wirklich lustige vom
Rest des Körpers abgeschnittene Bewegungen machen. Die digitale Epoche lässt uns
vergessen, dass wir körperlich und verletzbar sind. Wir möchten die Störung auf dem
Bildschirm beheben, hantieren an der Steckdose und bekommen einen Stromschlag.
Vielleicht wollten wir ja einen Stromschlag bekommen um uns wieder zu spüren. Wir
gehen joggen. Manchmal, viel zu selten tanzen wir zur Musik. Wir umarmen unsere Kinder, unseren Partner, unsere Freunde. Wir sind nicht körperlos, wir vergessen unseren Körper nur oft, weil das sich Berühren, Begehren und wirklich Begegnen im Irrgarten der
Urbanität zu viel Zeit kostet und zudem nicht selten das Gegenüber irritiert. Kein
Mensch rechnet heut zu tage noch mit einer spontanen Berührungen. Immer auf dem
Sprung, auf dem Pfad der Optimierung. Aber die Sehnsucht ist da und sehr präsent, diese
unbestimmte Sehnsucht die ein jeder mit sich herum trägt und die man in bestimmten
Momenten hervorblitzen sieht. In einem traurigen, sich an die Welt verlierenden Blick
zum Beispiel. Die Aufgabe ist es vermutlich sich und die anderen Wahrzunehmen, was
entgegen des politischen Systems läuft, was Risiko und Mut aufbringen bedeutet.
In uns allen lebt ein heimatloses Tier das keine Kultur und Vernunft kennt und ein
wummerndes kurioses Herz hat, das hungrig schlägt und auf der Lauer liegt.