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AutorenbildAlinaB77

Ein Kino Dino

Aktualisiert: 8. Jan. 2019

Es ist frustrierend 4 Stunden im Kino zu sitzen und am Ende des

Abends mit nichts als schlechter Laune ins Bett zu gehen. Ich hätte

ein Buch lesen können. Ich hätte baden können. Der Taxifahrer zu

dem ich um 2 Uhr morgens nach der Premierenparty

völlig erschöpft und unter Bauchkrämpfen ins Taxi stieg hat mir

meinen Zustand sofort erklärt. Es gibt körperliche, geistige und

ästhetische Grenzen hat er gesagt. Je älter man wird desto

weniger hält man aus. Die Premiere eines deutschen vorzeige

Regisseurs machte seinem Titel alle Ehre. Was war das für ein

Drehbuch? Nichts als Gefühlsduselei alternder Männer. Eine art

Heimatfilm. Der Versuch ein Stück deutsche Geschichte mit einer

Künstlerbiographie zu verwursten ist grandios gescheitert. Das

ganze hätte als Zweiteiler ins Fernsehen kommen sollen. Ein

typisch Deutscher Film, steif und humorlos, bei dem die Figuren

geschminkt und mit Frisur, wie leblose, geschichtenlose Geister

umherirren, oder auf ihrer Markierung stehen und ihren Text

aufsagen. Vorhersehbare immer wiederkehrende Bilder die in

einen geschmacklosen Pathos gipfeln. Dieser „große“ Regisseur

hat versucht eine Geschichte zu erzählen, aber das reicht nun mal

nicht aus. Jean Renoir hat einmal gesagt: „Die Kinokaufleute glauben

den Publikumsgeschmack zu kennen; in Wirklichkeit kennen sie ihn

überhaupt nicht, ich übrigens auch nicht. Der Irrtum rührt daher das die

Leute glauben, man verkaufe eine Geschichte. In Wirklichkeit verkauft

man aber die Persönlichkeiten des Autors und der Schauspieler…“ Ein

konservativer netter Mann, hat einen konservativen netten Film

gedreht, der ihn 4 Jahre seines Lebens und uns mindestens

Dreieinhalbstunden kostet. Unter apokalyptischen Gedanken an

den deutschen Film finde ich, weiß der Himmel wie, endlich um 3

Uhr Morgens in den Zustand äußerster Ruhe. Ich schlafe. Aber die

Fassungslosigkeit ist drei Stunden später beim Schulbrot

schmieren meines Sohnes immer noch nicht verschwunden. Wie

kann das sein, dass soviel Geld für so einen Blödsinn

ausgegeben wird? Es könnte natürlich auch an meinem

Schlafmangel liegen, ich bin wirklich hundemüde, aber in mir

steigt eine Wut auf. Vom Fernsehen fange ich gar nicht erst an zu

sprechen. Das Ding ist für mich durch. In jeder Form einer

Partnerschaft muss es einen Mehrwert geben, sonst könnte man ja

auch alleine bleiben, hat mir mal ein Paartherapeut erklärt. Wo er

Recht hat, hat er Recht. Es gab sie auch, die guten Momente, kurze

Lichtblicke, aber die waren so selten. Ich muss da jetzt endlich mal konsequenter sein.

Ich mache Schluss. Zumindest zunächst einmal.

Später als ich meinen Sohn vor der Schule

verabschiede und ihm seinen viel zu schweren Schulranzen

aufziehe fragt er mich, ob ich traurig sei? Ja, ein bisschen, aber

nicht wegen dir, sage ich. Schauen wir nachher einen Film

zusammen fragt er mich? Ja, aber keinen deutschen. OK, sagt er.

Ich laufe mit tiefen Augenringen und schlurfenden Schritten in

Richtung zu Hause und denke zum Glück gibt es ja noch die alten

Meister: Bergmann, Resnais, Malle, Lang, Fellini, Renoir,

Hitchcock, Antonioni und die Liste geht noch weiter. Der Gedanke

lässt mich einmal tief durchatmen und ein kleines Lächeln legt

sich auf meinen verkniffenen Mund.


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